ARCHETYPE stammen aus Cleveland, Ohio, und formierten sich dort 1997
zunächst als Trio. Nachdem die Band als reines Instrumentalprojekt
gestartet war, nahm man aber bereits nach dem ersten Demo einen Sänger
ins Line-Up. Zwar sind die Jungs rein technisch über jeden Zweifel
erhaben, was unter anderem durch das auf "Dawning" enthaltene
Instrumental "The Mind's Eye" unterstrichen wird, so dass dieses
Instrumental-Projekt durchaus Sinn machte. Dennoch hat die Hinzunahme von
Greg Wagner am Mikro die Band wohl einen großen Schritt nach vorne
gebracht. Die nun vorliegende Full-Length (immerhin 66 Minuten) CD wurde
bereits vor knapp zwei Jahren schonmal aufgenommen, aber danach trennte man
sich - unzufrieden mit der Produktion und im Vertrauen auf die eigenen
Fähigkeiten - von der Plattenfirma, nahm die Scheibe nochmal neu auf
und promotet sie jetzt selbst. Dass sich der zusätzliche Aufwand
gelohnt hat, steht außer Frage, denn soundmäßig gibt es
hier rein gar nichts zu meckern. Und auch - kommen wir jetzt endlich zur
Hauptsache - die Musik kann überzeugen. Die Band klingt ein wenig wie
eine Kreuzung aus FATES WARNING auf deren ersten ein bis zwei Alben und
neueren ICED EARTH, wobei letzterer Vergleich sich auch durch Gregs Stimme
aufdrängt, die der von Matthew Barlow nicht unähnlich ist.
Zwar klingen ARCHETYPE nicht ganz so heavy, machen das aber mehr als wett
durch ihren eigenen Stil, den man vielleicht als Progressive Power Metal
bezeichnen könnte. Und obwohl sich Hauptsongwriter und Gitarrist
Chris Matyus auf seiner Klampfe ordentlich austobt, tritt das Songwriting
nie in den Hintergrund. Fazit: Eine erstklassige Scheibe, die zwar zwei
bis drei Durchläufe braucht, danach aber Stärken offenbart, die
man einer Band ohne Plattenfirma im Rücken gar nicht zutraut. Das soll
nicht heißen, dass Bands ohne Deal schlecht sind, aber man wundert
sich halt, warum ARCHETYPE nicht von allen möglichen Labels umgarnt
werden. Zum Abschluss ist zu sagen, dass diese Scheibe mich tatsächlich
immer mehr an ICED EARTH erinnert, je öfter ich sie höre.
Fans des technisch anspruchsvollen Power Metal sollten hier unbedingt
reinhören.
Homepage:
www.archetype1.com
Es ist doch schon eine ganze Weile her, dass japanische Bands im Rest der Welt
mehr als nur einen Achtungserfolg verbuchen konnten. Außer LOUDNESS in der
ersten Hälfte der Achtziger gab es eigentlich keine hierzulande richtig
große Nippon-Combo. Schon die beileibe nicht schlechten ANTHEM einige
Jahre später dürften bereits nur noch Insidern bekannt sein. Wie dem
auch sei - FATIMA HILL haben das Zeug dazu, diese Situation zu ändern,
obwohl sie alles andere als Mainstream sind. "Aion" ist bereits der
zweite Longplayer der Band und weist einen bemerkenswerten
Abwechslungsreichtum auf. Hauptmerkmal der Band ist sicherlich die Stimme
von Sängerin Yuko, die allerdings mit keiner anderen weiblichen Stimme
im Heavy Metal zu vergleichen ist. An NIGHTWISHs Tarja kommt sie nicht ran,
obwohl es als erster Vergleich vielleicht ganz gut paßt. Mit dem
Gefiepse unzähliger Gothic-Sängerinnen hat sie allerdings
überhaupt nichts zu tun, und am ehesten kommen noch Ähnlichkeiten
zu den Frontröhren von BLACK LACE, CHASTAIN (sorry, ich alter Sack
orientiere mich nun mal an den ganzen 80er-Jahre-Referenzen) oder
- für die etwas jüngeren unter euch - zu Jutta Weinhold
(ex-ZED YAGO, VELVET VIPER) in Betracht. Natürlich ist ein gewisser
japanischer Akzent nicht von der Hand zu weisen, der aber wohl nicht so
zum Schmunzeln anregt wie seinerzeit bei den oben erwähnten LOUDNESS
(das schaffen dann allerdings die Fotos im Booklet ...). Bemerkenswerter als
die Frontfrau ist jedoch die Musik, die es schafft, verschiedene Einflüsse
gekonnt zu einem gelungenen Ganzen zu verschmelzen. Da gibt es Passagen, die
man eher bei einer schwarzmetallischen Combo vermuten würde (wie im
Opener und besten Song der Scheibe, "Ares Dragon"), genauso wie
den klassischen 80er-Jahre Heavy und Thrash Metal ("Ultimata",
"Babel Dune"). Aber auch - neben Akustikgitarren und balladesken
Passagen - gänzlich artfremde Dinge wie Mandolineneinlagen oder
orientalische Melodien. Überhaupt, die Melodien: Die Genossen aus
Fernost schütten Melodylines aus dem Ärmel, bei denen sich so
mancher Songschreiber der westlichen Welt eine Scheibe abschneiden
könnte. Und mit Hilfe dieser Melodien werden der klassische Metal
und die innovativen Elemente so gekonnt miteinander verknüpft, dass
man bald eine Gänsehaut bekommt. Unbedingt hörenswert.
Homepage:
www.fatima-hill.com
(Label: Worldchaos Production)
Es gibt wenige Bands, die seit ihren Anfangstagen eine derart beeindruckende
Entwicklung hingelegt haben wie TIAMAT. Bot der Erstling der Band noch
(ziemlich miesen) Death Metal, so hat man sich mit den darauffolgenden
Werken seine eigene Nische erspielt, die die engen stilistischen Grenzen des
Metal eigentlich schon lange hinter sich gelassen hat. Bereits auf
"Skeleton Skeletron"
gelang es den Schweden, ihre ganz eigene, melancholische Düster-Mucke
mit hitverdächtigen Melodien zu kombinieren, und dieser Weg wird auf dem
aktuellen Longplayer konsequent weiter verfolgt. Der Opener "The Return
Of The Son Of Nothing" ist noch sehr ruhig und mit sanften Klängen
von Streichinstrumenten verfeinert, während das schwarzhumorige
"So Much For Suicide" schon etwas rockiger daherkommt. Das folgende
"Vote For Love" hat dann eine dermaßen griffige Melodie, dass
es schon fast als poppig bezeichnet werden kann, und der Text setzt dann noch
einen drauf. Diese drei Songs legen jedoch schon die Eckpunkte des
TIAMAT-Sounds anno 2002 fest, und die Band bewegt sich im folgenden gekonnt
im Bereich zwischen eingängigen Melodien, Melancholie sowie rockigen
Parts, dass es eine wahre Freude ist. Und als besonderes Bonbon gibt es noch
die folkige Ballade "Heaven Of High", die man von dieser Band nun
wirklich nicht erwartet hätte. Klar gibt es auf diesem Album auch
Qualitätsschwankungen, nicht jeder Song ist gleich gut, und der meiner
Meinung nach beste ist "Angel Holograms", aber TIAMAT sind eindeutig
auf dem richtigen Weg und haben mit "Judas Christ" eine Scheibe
abgeliefert, die man sich einfach gerne anhört - ganz zu schweigen von
den interessanten und hintersinnigen Texten, die sich jeder mal zu
Gemüte führen sollte.
Homepage:
www.churchoftiamat.com
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