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CD-Reviews 2002

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ARCHETYPE: "Dawning"

ARCHETYPE - Dawning ARCHETYPE stammen aus Cleveland, Ohio, und formierten sich dort 1997 zunächst als Trio. Nachdem die Band als reines Instrumentalprojekt gestartet war, nahm man aber bereits nach dem ersten Demo einen Sänger ins Line-Up. Zwar sind die Jungs rein technisch über jeden Zweifel erhaben, was unter anderem durch das auf "Dawning" enthaltene Instrumental "The Mind's Eye" unterstrichen wird, so dass dieses Instrumental-Projekt durchaus Sinn machte. Dennoch hat die Hinzunahme von Greg Wagner am Mikro die Band wohl einen großen Schritt nach vorne gebracht. Die nun vorliegende Full-Length (immerhin 66 Minuten) CD wurde bereits vor knapp zwei Jahren schonmal aufgenommen, aber danach trennte man sich - unzufrieden mit der Produktion und im Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten - von der Plattenfirma, nahm die Scheibe nochmal neu auf und promotet sie jetzt selbst. Dass sich der zusätzliche Aufwand gelohnt hat, steht außer Frage, denn soundmäßig gibt es hier rein gar nichts zu meckern. Und auch - kommen wir jetzt endlich zur Hauptsache - die Musik kann überzeugen. Die Band klingt ein wenig wie eine Kreuzung aus FATES WARNING auf deren ersten ein bis zwei Alben und neueren ICED EARTH, wobei letzterer Vergleich sich auch durch Gregs Stimme aufdrängt, die der von Matthew Barlow nicht unähnlich ist. Zwar klingen ARCHETYPE nicht ganz so heavy, machen das aber mehr als wett durch ihren eigenen Stil, den man vielleicht als Progressive Power Metal bezeichnen könnte. Und obwohl sich Hauptsongwriter und Gitarrist Chris Matyus auf seiner Klampfe ordentlich austobt, tritt das Songwriting nie in den Hintergrund. Fazit: Eine erstklassige Scheibe, die zwar zwei bis drei Durchläufe braucht, danach aber Stärken offenbart, die man einer Band ohne Plattenfirma im Rücken gar nicht zutraut. Das soll nicht heißen, dass Bands ohne Deal schlecht sind, aber man wundert sich halt, warum ARCHETYPE nicht von allen möglichen Labels umgarnt werden. Zum Abschluss ist zu sagen, dass diese Scheibe mich tatsächlich immer mehr an ICED EARTH erinnert, je öfter ich sie höre. Fans des technisch anspruchsvollen Power Metal sollten hier unbedingt reinhören.
Homepage: www.archetype1.com


FATIMA HILL: "Aion"

FATIMA HILL - Aion Es ist doch schon eine ganze Weile her, dass japanische Bands im Rest der Welt mehr als nur einen Achtungserfolg verbuchen konnten. Außer LOUDNESS in der ersten Hälfte der Achtziger gab es eigentlich keine hierzulande richtig große Nippon-Combo. Schon die beileibe nicht schlechten ANTHEM einige Jahre später dürften bereits nur noch Insidern bekannt sein. Wie dem auch sei - FATIMA HILL haben das Zeug dazu, diese Situation zu ändern, obwohl sie alles andere als Mainstream sind. "Aion" ist bereits der zweite Longplayer der Band und weist einen bemerkenswerten Abwechslungsreichtum auf. Hauptmerkmal der Band ist sicherlich die Stimme von Sängerin Yuko, die allerdings mit keiner anderen weiblichen Stimme im Heavy Metal zu vergleichen ist. An NIGHTWISHs Tarja kommt sie nicht ran, obwohl es als erster Vergleich vielleicht ganz gut paßt. Mit dem Gefiepse unzähliger Gothic-Sängerinnen hat sie allerdings überhaupt nichts zu tun, und am ehesten kommen noch Ähnlichkeiten zu den Frontröhren von BLACK LACE, CHASTAIN (sorry, ich alter Sack orientiere mich nun mal an den ganzen 80er-Jahre-Referenzen) oder - für die etwas jüngeren unter euch - zu Jutta Weinhold (ex-ZED YAGO, VELVET VIPER) in Betracht. Natürlich ist ein gewisser japanischer Akzent nicht von der Hand zu weisen, der aber wohl nicht so zum Schmunzeln anregt wie seinerzeit bei den oben erwähnten LOUDNESS (das schaffen dann allerdings die Fotos im Booklet ...). Bemerkenswerter als die Frontfrau ist jedoch die Musik, die es schafft, verschiedene Einflüsse gekonnt zu einem gelungenen Ganzen zu verschmelzen. Da gibt es Passagen, die man eher bei einer schwarzmetallischen Combo vermuten würde (wie im Opener und besten Song der Scheibe, "Ares Dragon"), genauso wie den klassischen 80er-Jahre Heavy und Thrash Metal ("Ultimata", "Babel Dune"). Aber auch - neben Akustikgitarren und balladesken Passagen - gänzlich artfremde Dinge wie Mandolineneinlagen oder orientalische Melodien. Überhaupt, die Melodien: Die Genossen aus Fernost schütten Melodylines aus dem Ärmel, bei denen sich so mancher Songschreiber der westlichen Welt eine Scheibe abschneiden könnte. Und mit Hilfe dieser Melodien werden der klassische Metal und die innovativen Elemente so gekonnt miteinander verknüpft, dass man bald eine Gänsehaut bekommt. Unbedingt hörenswert.
Homepage: www.fatima-hill.com (Label: Worldchaos Production)


TIAMAT: "Judas Christ"

TIAMAT - Judas Christ Es gibt wenige Bands, die seit ihren Anfangstagen eine derart beeindruckende Entwicklung hingelegt haben wie TIAMAT. Bot der Erstling der Band noch (ziemlich miesen) Death Metal, so hat man sich mit den darauffolgenden Werken seine eigene Nische erspielt, die die engen stilistischen Grenzen des Metal eigentlich schon lange hinter sich gelassen hat. Bereits auf "Skeleton Skeletron" gelang es den Schweden, ihre ganz eigene, melancholische Düster-Mucke mit hitverdächtigen Melodien zu kombinieren, und dieser Weg wird auf dem aktuellen Longplayer konsequent weiter verfolgt. Der Opener "The Return Of The Son Of Nothing" ist noch sehr ruhig und mit sanften Klängen von Streichinstrumenten verfeinert, während das schwarzhumorige "So Much For Suicide" schon etwas rockiger daherkommt. Das folgende "Vote For Love" hat dann eine dermaßen griffige Melodie, dass es schon fast als poppig bezeichnet werden kann, und der Text setzt dann noch einen drauf. Diese drei Songs legen jedoch schon die Eckpunkte des TIAMAT-Sounds anno 2002 fest, und die Band bewegt sich im folgenden gekonnt im Bereich zwischen eingängigen Melodien, Melancholie sowie rockigen Parts, dass es eine wahre Freude ist. Und als besonderes Bonbon gibt es noch die folkige Ballade "Heaven Of High", die man von dieser Band nun wirklich nicht erwartet hätte. Klar gibt es auf diesem Album auch Qualitätsschwankungen, nicht jeder Song ist gleich gut, und der meiner Meinung nach beste ist "Angel Holograms", aber TIAMAT sind eindeutig auf dem richtigen Weg und haben mit "Judas Christ" eine Scheibe abgeliefert, die man sich einfach gerne anhört - ganz zu schweigen von den interessanten und hintersinnigen Texten, die sich jeder mal zu Gemüte führen sollte.
Homepage: www.churchoftiamat.com

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