Entombed, Skinlab & Kill II This

Mittwoch, 10. März 1999, Stuttgart (Röhre); Eintritt: 28,- DM; Besucher: ca. 450 Leute

Als ich gelesen hatte, daß SKINLAB mal wieder Vorgruppe spielen, wollte ich zuerst meine Fahrer dazu überreden, später aufzubrechen, aber der Umstand, daß KILL II THIS als Opener fungierten, beschönigte doch die SKLINLAB-Folter danach.

Die Amis, die mittlerweile noch mehr Samples und unverkennbare KORN-Einflüsse in ihren Sound einbauen, konnten mich mit ihrem "Deviate"-Release doch schon etwas überzeugen und boten auch live eine sehr gute Vorstellung. Der Sänger hat sich mittlerweile zum Schönling gewandelt, die blonde Bassistin glotzte zugegebenermaßen saudumm aus der Wäsche, rockte aber doch recht gut und war ganz schön bewegungsfreudig. Den Vogel schoß der wirre Gitarrist ab, der sich alle Mühe gab, das Häufchen Anwesender in Stimmung zu bringen und dem es wohl vorkam, als wäre die Röhre proppenvoll. Zusammen mit dem präzisen Drumming und den dezent leise gehaltenen Samples war es eine solide Vorstellung und sie erhielten auch mehr als nur Höflichkeitsapplaus.

SKINLAB, die ich schon zum dritten Mal sehen mußte aber gar nicht wollte, spielten ca. 45 Minuten. Ihre Mucke entspricht einer Mischung aus NEUROSIS und MACHINE HEAD, allerdings konnten gerade zwei schnelle Songs die recht zahlreich gewordene Meute in Bewegung bringen. Der eine Gitarrist hat in seinem Leben wohl ein paar Drogen zu viel konsumiert (hat sich den Namen Bone redlicher verdient als ich), der mächtig fette Sänger/Basser grunzte und schrie wie am Spieß, während Gitarrero Nummer zwei unscheinbar in der Ecke stand. Der Drummer schmiss gelegentlich mal eine Trommel vom Drumriser und drosch das ENTOMBED-Kit wie ein Tier, allerdings so wirr und schräg, daß Bewegung zum Takt einfach unmöglich war. Aber interessant.

Der Sänger der Band aus Ontario wiederholte desöfteren seine Sprüche über Rassismus ("We are all in Skinlab, no matter what color you are."), Drogen ("Do you have some dope? Bring it backstage after the show."), Street Credibility ("Skinlab will come to all your motherfucking houses, we'll rock the house, yeah"), war aber sonst ganz locker, vor allem als er verlangte, daß die Frontspotlights abgeschaltet werden, denn dies sei ja keine "One-man Show". Später drohte er allerdings dem Lichtmenschen Prügel an, wenn er nicht sofort die "motherfucking lights" ausschaltet.

Höhepunkt der Show war definitiv das Umtreten diverser Mikroständer, die Roadies, die bem letzten Lied mitsangen und spielten und - absolut klassisch - der KILL II THIS-Klampfer, der splitterfasernackt die Bühne stürmte, dem Drummer seinen Schniedel zeigte, eine Runde drehte und wieder verschwand, nur um danach mit Unterhosen bekleidet noch ein paar Fotos zu machen. Wirklich locker war, daß der anwesende Rolli-Fahrer zum Ende die Klampfe in die Hand gedrückt bekam um dann mit der ganzen Bande photographiert zu werden. Tja, die Amis sind halt schon tolerante Menschen.

Nach 30 Minuten Pause (warum auch immer) kamen dann die Nordlichter, um 90 Minuten fett abzurocken, wobei alle Alben ihr Fett abbekamen. Die Show war sehr präzise, wieder viele wirre Intros und sie rockten wie Sau. Positiv zu bemerken war, daß vom neuen Album nur die Single, "Addiction King", "The Supreme Gods" (jetzt schon Kult) und der Titelsong gespielt wurden, so daß die alten Perlen nicht hintenan stehen mußten. "Damn Deal Done", das Titelstück vom letzten Album, "Night of the Vampire" (ohne Knüppelteil), "Demon" - alle wurden gespielt, um dann das Fest mit "Left Hand Path" und dem Instrumental-Outro zu beenden. Locker.

ENTOMBED haben sich definitiv nicht verschlechtert, es macht immer noch Spaß, der Saubande zuzuhören und zuzuschauen. So sehr, daß manche Diver entweder jeden der Musiker umarmen mußten oder gar nicht mehr von der Bühne wollten.

Am Rande bemerkt waren auch die Merch-Preise sehr human, 15 Eier für ein Shirt von der letzten Tour und die neue Scheibe als Vinyl für 25 Mark, da freut sich der Geldbeutel.

Bone

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