Manowar

Samstag, 17. August 2002, Köln (Musikfest am Ring)

Während unseres Aufenthaltes auf dem Wacken Open Air streute irgendjemand das Gerücht, MANOWAR würden auf dem Kölner Ringfest spielen. Dieses Ringfest, offiziell auch "Musikfest am Ring" genannt, ist Teil eines großen Musik-Happenings, zu dem auch die Popkomm sowie etliche reguläre Konzerte gehören, und das die Domstadt am Rhein alljährlich Mitte August ins Zentrum des musikalischen Weltgeschehens rückt. Die Dimensionen des Ganzen können sich sogar sehen lassen: Ein beträchtlicher Teil der Kölner Innsenstadt wird an diesem Wochenende für den Autoverkehr gesperrt, und mit über zwei Millionen Besuchern gehört man wohl auch zu den größeren Veranstaltungen dieser Art.

Vor dem Vergnügen steht aber noch die Anreise. Während der Zug zwar recht voll, aber die Fahrt dank der gelösten Stimmung weiterer Musikfest-Besucher doch recht kurzweilig war, mußte man sich zunächst seinen Weg an diversen Techno-Bühnen vorbei bahnen. Nichts gegen Techno - man ist ja tolerant, und die Techno-Jünger werden über unser Luftgitarrenspiel und Headbanging vermutlich auch nicht anders denken als wir über die Tatsache, dass etwa vor der Mixery-Bühne die ersten Reihen mit einer Schaumkanone vollgeschleimt wurden. Aber diese zappelnden und zuckenden Leiber, die uns im Weg standen, wirkten auf mich ziemlich abstoßend, um nicht zu sagen ekelhaft. Zwar sahen die Leute relativ normal aus, aber mit den gegelten Haaren, den schweißnassen Körpern und den beinahe surreal anmutenden Zuckungen erinnerten sie mich an ein Meer von ekeligen, schleimigen und zuckenden Maden aus einem schlechten Horrorfilm. Nix für ungut, liebe Techno-Freunde, mein Bruder hört auch solche Musik und vermutlich ist es auch nur eine Art Allergie, aber wir waren wirklich froh, als wir da durch waren und wieder normale Menschen um uns sahen.

Nachdem wir einige hundert Meter den Hansaring entlangspaziert waren, nahm die Menge der langhaarigen Passanten mit schwarzen T-Shirts auffallend stark zu, und uns wurde klar, dass wir uns der richtigen Bühne näherten. Wir trafen auch direkt einige Bekannte, die einen leicht erhöhten und nicht zu weit von der Bühne entfernten Standplatz innehatten, welchen wir dank massivem Körpereinsatz auch während des Konzertes verteidigen konnten. Momentan spielte jedoch noch eine andere, gar nicht so schlechte und mit einer nett anzusehenden Frontfrau ausgestattete Combo (dem Programm nach waren es DIE HAPPY) ihren letzten Song, bevor es in die einstündige Umbaupause ging, die wir uns mit mehreren Dosen Gerstensaft auch recht kurzweilig gestalten konnten. Hierbei wurde uns eines der Mankos dieser Veranstaltung bewußt: Die Tatsache, dass Glasflaschen sowie Gläser überall erlaubt sind, führt wohl unweigerlich zu Unmengen an Glasscherben. Ich weiss ja auch nicht, ob sich viele Leute einfach nicht vorstellen können, etwas anderes mit einer leeren Bierflasche zu tun als sie auf den Boden zu schmeißen, aber wenn die Stadt Köln ein generelles Glasverbot aussprechen könnte, würde dies die Situation für kleine Kinder (die ja schon mal hinfallen) oder Rettungsfahrzeuge (die ja nicht auf Holzrädern fahren) wohl etwas entspannen. Ja, ich weiss auch, dass man das nicht umfassend kontrollieren könnte, aber trotzdem ... Ein weitere Kritikpunkt sind die Absperrungen. Muss man denn wirklich zulassen, dass Leute bei MANOWAR von links und rechts vor die Bühne gelangen können? Viele Leute, die sicher nicht MANOWAR sehen wollten, standen auf einmal mitten im Gewühl und führten nur zu mehr Gedränge. Wenn man diesen Leuten direkt einen Weg in angemessenem Abstand von der Bühne gezeigt hätte, wäre sicher allen geholfen gewesen, und das ist etwas, das schon jeweils ein Ordner links und rechts hätten bewerkstelligen können.

Genug der Diskussion. Um kurz nach neun gingen die Lichter aus (sogar das Tageslicht spielte soweit mit), und die vier selbsternannten Kings of Metal stürmten die Bühne, um mit "Manowar" loszulegen. Zwar - wohl mit Rücksicht auf die Anwohner - nicht ganz so laut wie sonst bei ihren Konzerten, aber dafür mit gutem Sound. Nahtlos ging es weiter mit den schon etwas älteren Stücken "Kings Of Metal" und "Herz aus Stahl" - jawoll, mit der deutschen Version dieser Ballade, welche denn auch vom vorhandenen Publikum begeistert mitgesungen wurde. Da es sich hierbei ja nicht um einen regulären Auftritt handelte, sondern wohl eher um eine Art Werbeveranstaltung für zufällig Vorbeikommende und ein Dankeschön für treue Fans, gab man eher ein repräsentatives Programm zum Besten und hielt sich mit Überraschungen zurück. Die Bühne war auch nicht großartig verziert/verkleidet, und das Outfit der Musiker entsprach auch der Norm (nein, keine Fell-Tangas). Die Songauswahl gestaltete sich auch im weiteren Verlauf als eine gute Mischung. Mit "Warriors Of The World United" und einem weiteren, mir unbekannten Song, der nach nur 40 Minuten das Ende des regulären Sets bedeutete, waren die neueren Stücke in der Unterzahl. Neben dem obligatorischen Bass-Solo (im Wesentlichen "Sting Of The Bumblebee") wurde noch "Kill With Power" gespielt und vielleicht noch die ein oder andere weitere Nummer, aber da ich mir im Moment nicht so sicher bin, was ich wirklich gehört habe und welche Songs mir nur so im Hirn rumschwirren, will ich mich da jetzt nicht festlegen. Definitiv nicht gespielt wurden "Battle Hymn" und "Defender" - auf die habe ich nämlich gewartet.

Leider verließ die Band nach gerade mal 40 Minuten schon die Bühne. Natürlich würden sie eine Zugabe geben, aber bis zu dieser nervte Joey das Publikum mit sinnlosen Sprüchen wie "Wenn wir zu lange spielen und ich deswegen im Knast lande, fahrt ihr alle hinterher und macht Randale.", diversen Ausführungen zu der Akzeptanz des Heavy Metal in Deutschland und den USA, sowie einer Tourankündigung für den Herbst. Nichtsdestotrotz stimmten die Jungs dann irgendwann "Black Wind, Fire And Steel" an, welches mit dem fulminanten Schluss nochmal an die zehn Minuten dauerte. Tja, hätte man diesen Schluss gekürzt und weniger Mist geredet, wäre noch Zeit für einen weiteren Song gewesen. Aber was soll's, danach verschwand die Band von der Bühne, und wie bei der 89er Tour beendete "The Crown And The Ring" vom Band den Reigen.

Fazit: Zwar ein kurzer, aber (da umsonst) trotzdem netter Auftritt, der mit einem brauchbaren Sound gesegnet war und einen guten Querschnitt aus der mittlerweile 20-jährigen Geschichte der Band bot. Und das man in einer Stunde nicht alle Hits spielen kann, ist eigentlich auch klar.

Nach dem Auftritt trafen wir noch auf einige andere Leute der Hard'n Heavy's Rhein-Sieg, mit denen wir noch bis zwei Uhr morgens trinkend über die Kölner Ringe zogen. Schließlich hatte das Ringfest mit seiner Volksfest-Atmosphäre deutlich mehr zu bieten als "nur" einen MANOWAR-Auftritt.

Restless


Das MANOWAR-Logo ist Eigentum von Ragnar Productions Limited und ist der offiziellen Manowar-Website (www.manowar.com) entnommen.

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