Edge Of Sanity

Eine richtige Band

(Interview mit Sami Neberg, Oktober 1997)

Bei EDGE OF SANITY handelt es sich um eine Formation, die in der Vergangenheit oftmals den Eindruck erweckte, gar keine richtige Band zu sein, sondern eher eines der vielen Projekte ihres Hauptsongwriters Dan Swanö. Jetzt hat just dieser vermeintliche Chef des Ganzen die Combo verlassen, was den verbleibenden Rest allerdings nicht daran hinderte, sich um einen neuen Frontgrunzer zu verstärken und mit "Cryptic" ein erstaunlich starkes Death Metal-Album auf den Markt zu werfen.

Insofern scheint Dan ja nur ein Bandmitglied wie jedes andere gewesen zu sein ...

Naja, er war halt so das Aushängeschild der Band. Er machte die ganzen Interviews und pflegte die ganze Zeit auch den Kontakt zur Plattenfirma. Er hat meistens die Produktion der Platten übernommen, und zuguterletzt stammten auch etwa 50 Prozent der Musik von ihm.

Dennoch ist er beim aktuellen Line-Up nicht mehr dabei. Was ist ihm denn widerfahren?

Er hat sich selber aus der Band gekickt. Einer unserer Musiker hat einen Brief bekommen, das war so im März, in dem Dan schrieb, daß er die Band verläßt und nicht mehr bei EDGE OF SANITY spielen möchte. Nun ja, er hat schon seit geraumer Zeit erzählt, daß er die Band irgendwann verlassen will, und nun ist er diesen Schritt halt gegangen. Es geschah also aus seinem eigenen Willen heraus.

In diversen früheren Interviews mit Dan stellte sich E.O.S. aber mehr als ein Projekt denn als eine richtige Band dar.

Es war immer eine richtige Band. Von Anfang an haben wir uns regelmäßig zum Einüben der Songs im Proberaum getroffen. Erst später wurden wir mehr zu einer Art Studio-Band, weil Dan nur ungern auf Tour gehen wollte. Er hatte eine Menge Arbeit in seinem Studio, und außerdem hat er auch Familie und so. Aber als Dan die Band verließ und wir Robert Karlsson als neuen Sänger verpflichten konnten, sind wir wieder zur alten Arbeitsweise zurückgekehrt: Das Einüben und Ausarbeiten der Songs im Proberaum. Wir sind also keine Studio-Band mehr. Einige Gigs haben wir mittlerweile auch schon wieder gemacht.

Schon euer letztes Album, "Infernal", hattet ihr nicht mehr in Dans Studio aufgenommen, sondern seid in Peter Tägtgrens Abyss-Studio gegangen. Nun habt ihr erneut das Studio gewechselt. Warum?

Bei "Infernal" wollte Dan nicht für so viele Dinge verantwortlich sein, sondern wollte sich mehr auf seinen Gesang und seine Songs konzentrieren, und nicht so sehr auf die Produktion. Also dachte er sich, es sei für ihn besser, in ein anderes Studio auszuweichen. Das neue Album wurde dagegen in Stockholm aufgenommen, in einem sehr großen Studio. Black Mark Records hatten die Idee, dort aufzunehmen. Und wir sind mit dem Resultat durchaus zufrieden.

Euer vorletztes Album, "Crimson" enthielt seinerzeit nur einen einzigen Song von 40 Minuten Dauer. Nun seid ihr ja bereits mit "Infernal" wieder zur normalen Arbeitsweise zurückgekehrt. Lag das daran, daß "Crimson" vor allem Dans Idee war?

So kann man es ausdrücken. Dan wollte eben eine Full-Length-CD mit nur einem einzigen Song machen, ohne Pausen zwischendrin. Wir sind seinerzeit ins Studio gegangen, haben die Teile zusammengebaut, und hatten dann diesen einen Song von 40 Minuten Dauer. Wir wollten damals halt irgendetwas außergewöhnliches machen. Ich glaube nicht, daß irgendeine andere Death Metal-Band sowas schonmal vorher gemacht hatte. Es war aus diesem Grunde auch recht witzig. Aber es ist doch einfacher, dir eine CD anzuhören mit acht oder zehn Songs, wo du dir auch einzelne Titel aussuchen kannst, wenn du nicht das gesamte Album durchhören willst. Insofern fanden wir es ausreichend, so etwas wie "Crimson" ein einziges Mal zu machen.

Wenn ich mich richtig erinnere, warst du selber auf dem darauffolgenden Album, "Infernal", gar nicht mit von der Partie?

Da waren einige persönliche Probleme dran schuld. Nichts, um großartig darüber zu reden.

Okay. Zum neuen Werk, "Cryptic". Warum ist die Scheibe so kurz, nur 35 Minuten?

Wir hatten nur einen Monat Zeit, vielleicht ein bißchen mehr, um die Songs zu schreiben. Black Mark hatten das Studio für uns gebucht, aber zu der Zeit hatten wir noch gar nichts fertig. Dann kam Robert neu zur Band. Wir haben einige Songs geschrieben und sehr oft geprobt. Am Ende hatten wir halt acht fertige Songs, welche 35 Minuten dauern. Das ist der Grund.

Wo habt ihr euern neuen Sänger Robert denn aufgetrieben?

Er lebt in derselben Stadt wie wir. Vorher sang er in einer Band namens PAN-THY-MONIUM, die du vielleicht kennst. Zum einen ist er ein guter Sänger, zum anderen kannten wir ihn schon vorher. Wir fragten ihn, ob er mal probieren wolle, unsere Songs zu singen. Er war interessiert, und mit dem Ergebnis seines Gesangs sind wir alle zufrieden.

Was bedeutet der Albumtitel "Cryptic"? Hat er eine Bedeutung?

Hab' ich eigentlich keine Ahnung.

Na, ist ja auch egal. Wer von euch schreibt denn jetzt die Texte, und wovon handeln die?

Die Texte schreibt Andreas Axelson, der andere Gitarrist. Ich denke, die Lyrics sind irgendwie ein bißchen kryptisch, passend zum Titel. Ich habe sie selber gar nicht so gründlich gelesen, aber ich denke, du kannst sie in viele Richtungen hin interpretieren. Ja, sie bedeuten wohl mehr als nur eine Sache. Aber für mich ist es schwer, das zu erklären. Das wäre wohl eher eine Frage für Andreas, der aber nicht hier ist.

Und wie sieht das nun, nachdem Dan die Band verlassen hat, mit dem Songwriting aus? Wer ist da jetzt der Hauptverantwortliche?

In erster Linie die beiden Gitarristen, also Andreas und ich. Aber wir proben regelmäßig zusammen, und dabei kann jeder sagen, was er über die Songs denkt. Daraufhin fügen wir dann auch Dinge hinzu, oder lassen welche weg, wenn die Anderen in der Band sie nicht gut finden. Aber die Riffs schreiben im Wesentlichen Andreas und ich.

Darüberhinaus kann ich dem äußerst wortkargen Gitarrero zumindest noch ein paar Promotion-Pläne entlocken?

Wir werden im Frühjahr, voraussichtlich April, eine Tour machen, im Rahmen der Black Mark-Festivals. Das sind, soweit ich gehört habe, 30 Dates in ganz Europa. Ich hoffe, daß das klappt.

Das hoffen wir auch.

Restless

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